Chronik von =Green=Ghost=
Der Regen peitschte mir ins Gesicht. Der Wind drückte mich ins sumpfige Nass. Die Nebelschwaden zogen immer dichter Kreise um meine geschundene Hülle. Um mich herum gab es nur Finsternis und Stille. Todesstille.
In meinem Gehirn hatte nur ein Gedanke Platz: Weg, weg von hier, weg, weg von den Schreien, weg, weg von den Bestien, die sie Hunde nannten, weg! Gehetzt wie ein Tier registrierte ich meine Umgebung kaum. Plötzlich rissen die grauen Schwaden zu meiner Rechten auf und gaben den Blick auf einen dunklen Schatten frei, der sich in den Himmel empor rankte. Nach einigen wankenden Schritten entpuppte er sich als eine verlassene Ruine. Mit knapper Not erklomm ich die glitschigen und moosbewachsenen Stufen ins ungewisse Innere. Die Eingeweide der Burg verschluckten mich. Endlich spuckten sie mich in den Bauch. In der Mitte der Halle lag ein gespenstischer grüner Schimmer… Die Nebelschwaden begannen Formen anzunehmen. Hier spreizte sich eine Gestalt, dort kroch eine nächste die Wand hinauf. Sie griffen mit ihren eisigen Finger nach meinem vor Anstrengung brennenden Körper. Die Truggestalten zogen immer dichtere Kreise um mich. Plötzlich war ich in des Nebels Sog gefangen. Sachte schoben sie mich auf das grüne Licht zu. Das mysteriöse Spektakel machte es mir unmöglich zu flüchten. Ich war in den Fängen des Bösen… Direkt vor mir lag nun das grüne Etwas. Es dehnte sich aus, streckte und reckte sich, bis es zu einem grünen Schatten aus Licht vor mir schwebte. Eine blutbefleckte Sense lastete auf den mantelumhülten klapprigen Schultern. Zwei rot glimmende Augen bohrten sich in mich. Mein gesamtes Leben spielte sich in Sekundenschnelle in meinem Gehirn ab, doch nur die Angst liess es mich sehen, nicht einen Tag am warmen sonnigen Meer. Plötzlich standen in feurigen Buchstaben: Rache! Vergeltung! Verdammnis!
Endlich liess es mich aus seinem Bann. Ich sackte auf die kalten Steinfliessen dem Geist zu Füssen. „Du, Sir Rog von Gonschu, hast mich aus deinem Hass heraufbeschworen. Dein schwarzes Herz wird erst Ruhe finden, wenn all deine Sündiger den Tod durch dein Schwert ereilt. Solange wirst du als Phantom durch die Zeiten irren, bis du deine Rachen beglichen hast… Ich erlaube es dir unverwundbar zu sein, ewig jung, doch wenn du deinem… nennen wir es Beruf nicht mehr nachkommst werde ich meine Diener schicken und dich in das Höllenfeuer sperren lassen. Nimmst du den Packt an den ich dir so grosszügig preisgebe?“, dröhnte es durch den Saal. Langsam nickte ich, ich wollte etwas erwidern, doch der Schatten gebot mir Ruhe. Das Bewusst sein entglitt mir.
In meiner Hand lag ein metallener Gegenstand. Eine Sense. Meine Finger waren nur noch Knochen. Langsam wurde mir klar, dass ich der neue Jäger des Todes wurde, für die Ewigkeit verdammt. Ungekannter Hass loderte und brodelte in meinem Innern. Rache, Vergelltung für die Mörder meiner Familie, Rache für meine Sippe, ich schwöre bei der Seele meines Vaters, ich werde mich an den Nachkommen der Mörder rächen, bis alle in der Hölle schmoren und sei es aus der Verdammnis! Ich werde erst ruhen, wenn jeder einzelne Name der Mörder schimmelbewachsen auf einem Grabstein steht!
Mit der Zeit schlossen sich einige verzweifelte Seelen mir an, jedoch verwandelten sie sich nur mit der schützenden Dunkelheit. Als wären sie nur Schrecken der Nacht, Phantome des Geistes, die im Dunklen wandeln.
Viele leichtsinnige Jugendliche ereilte dieses Schicksal, man nannte sie Green Ghosts. Nimm dich in Acht vor meinen Fängen! Es könnte bereits zu spät sein..